Liebe Nachbarn,
Zuwachs im Viertel bedeutet in unserem Falle auch mehr Jugendliche und eben auch mehr Menschen allgemein. Nachdem wir als Bürgerinitiative möglichst umfangreich Informationen sammeln und veröffentlichen, soll es in diesem Teil um die Freizeitgestaltung gehen. Wir haben uns dazu am 5. Oktober 2016 mit Herrn Dr. Peter M. Sopp unterhalten, dem Präsidenten des TSV-Forstenried in der Graubündener Straße. Den meisten von uns dürfte der TSV wegen seiner drei größeren Sportfelder, der Tennishalle und den neun Tennisplätzen an der Forst-Kasten-Allee ein Begriff sein.
Herr Dr. Sopp hat das Amt des Präsidenten seit 2009 inne und arbeitet auch in unserem Bezirksausschuß 19 für die Fraktion der Grünen.
Thema: TSV-Forstenried Allgemein
CS: Herr Dr. Sopp, könnten Sie zunächst allgemein etwas über den TSV-Forstenried erzählen. Wie kommt z.B. der Name „Forstenried“ zustande, wo wir doch in Fürstenried sitzen?
PS: Gerne. Der TSV wurde in Forstenried gegründet – war situiert bei der Forstenrieder Schule bzw. dem Gebiet bei der Gaststätte „Zur Post“ (jetzt: Restaurant Avli), daher der Name. Wir sind dann auf das Gebiet, das jetzt „Schweizer Platz“ heißt, gewandert und konnten letztlich Anfang der 70er Jahre – auch um den stark gestiegenen Platzbedarf zu decken – auf die große Bezirkssportanlage (BSA) der Stadt München ausweichen. Die BSA befindet sich dabei weiterhin in der Verwaltung der Stadt, denn auch die umliegenden Schulen und andere Vereine nutzen die Anlage intensiv.
CS: Der TSV ist nach Mitgliederzahlen der größte Nutzer, wieviele Menschen nutzen Ihr Angebot und wie werden sie betreut?
PS: Wir haben etwa 3500 Mitglieder in unseren Abteilungen. Überraschend ist vielleicht, daß ungefähr die Hälfte Frauen sind und die Jugendlichen 44% der Mitglieder ausmachen. Unser Angebot wird also von einer breiten Bevölkerungsgruppe wahrgenommen.
An Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen haben wir in der Geschäftsstelle aktuell 4 Teilzeitkräfte, die für die Verwaltung zuständig sind. Dazu kommt noch eine Kraft für die technische Instandhaltung. Bei den Übungsleitern und -leiterinnen haben wir natürlich eine Vielzahl von Kräften – insgesamt dürften es mehr als 150 Übungsleiter und Übungsleiterinnen sein (die genaue Zahl variiert immer wieder). Zum Teil läuft es über Arbeitsverträge, viele engagieren sich ehrenamtlich.
CS: Könnten Sie sagen, wie groß Ihr Einzugsgebiet ist?
PS: Ja, fast 80% der Mitglieder entfallen auf die nähere Umgebung, Fürstenried und Forstenried. Ansonsten kommen die Menschen zumeist aus München und Umgebung.
CS: Was sind denn Ihre „Hauptsportarten“?
PS: Mit Abstand am größten sind die Gymnastik und die Kurse, die wir anbieten; dort sind etwa 1500 Mitglieder aktiv. Darauf folgen Fußball und Tennis mit mehr als 300 Mitgliedern, sowie Leichtathletik (inklusive Dart), Berg- und Skisport, Handball, Basketball mit jeweils über 200 Mitgliedern. Die anderen Abteilungen haben meist zwischen 50 und 100 Mitglieder. Die kleinste, aber eine sehr feine Abteilung ist unsere Theatergruppe, die jetzt im November wieder ihre Aufführung im Bürgersaal an der U-Bahn-Station Forstenrieder Allee hat.
CS: Wie schaut es denn mit freien Kapazitäten aus? Hätten Sie noch Gelegenheit, neue Mitglieder aufzunehmen?
PS: Das ist ein sehr komplexes Thema. Leider fallen uns durch die dringend notwendigen Bau- und Renovierungsmaßnahmen von Dreifachturnhalle und Gymnasium die Hallen und der südliche Fußballplatz weg. Gleichzeitig müssen Schulsport und Vereinsbetrieb weitergehen. Der große Fußballplatz ist nur von März-Oktober benutzbar und hat auch keine Flutlichtanlage, der gerade erst sanierte Kunstrasenplatz ist schon jetzt ausgelastet.
Insgesamt freuen wir uns immer über neue Mitglieder. Fußball wechselt immer wieder je nach Jahrgang. Durch den Wegfall des Platzes kann es durchaus hin und wieder eng werden. Bei Volleyball, Basketball und Handball müssen wir ab Herbst 2017 schauen, dass wir genügend Ersatzkapazität in anderen Hallen von der LHM bekommen können. Ansonsten gilt: einfach vorbeischauen und mitmachen.
Thema: BVK-Bauvorhaben
CS: Lassen Sie uns kurz über den geplanten Umgriff der BVK sprechen. Wurde der TSV im Vorfeld bezüglich des Vorhabens kontaktiert?
PS: Nun, nachdem wir von den baulichen Maßnahmen nicht direkt betroffen sind, kann ich natürlich verstehen, daß wir damit nur am Rande zu tun haben. Wir erhalten den Newsletter, den die BVK veröffentlicht.
CS: Einige Mitglieder kommen sicher auch aus dem betroffenen Gebiet. Redet man im Verein darüber?
PS: Vereinzelt bekommt man schon ein paar Sachen mit. Im Allgemeinen aber ist die Haltung vorsichtig abwartend. Wenn sich Menschen äußern, dann eher verunsichert, weil noch niemand so recht weiß, was denn kommt.
CS: Eine wesentliche Sorge der Menschen hier im Viertel ist die mögliche Verknappung von Parkplätzen. Wie sehen Sie das? Hat der TSV – insbesondere bei großen Sportereignissen – einen Parkplatzmangel?
PS: Nein, das könnte ich nicht sagen. Zum einen haben wir einen eigenen Parkplatz direkt am Eingang. Zum anderen verteilt es sich bei größeren Ereignissen auf die Graubündener Straße. Daß sich hier jemand über Parkplatzmangel beschwerte, habe ich noch nicht mitbekommen.
CS: Hätten Sie persönlich eine Meinung zu dem Vorhaben?
PS: Ohne jetzt für den BA oder TSV zu sprechen, würde ich eine Aufwertung des Viertels begrüßen. Wenn Sie sich einmal die Fassaden anschauen, da gibt es Aktionspotential. Mir ist aber auch sehr wichtig, daß man den ruhigen Charakter des Viertels erhält. Niemand soll abends im Dunkeln Angst haben müssen, vor die Tür zu gehen oder vor lauter Lärm nicht mehr schlafen können. Vielleicht könnte man im gleichen Atemzug etwas für die Kinder tun: Spielplätze mit umfangreichen Spielgeräten wie an der Andreaskirche scheinen im Viertel Mangelware zu sein.
Thema: Schulsituation Gymnasium Fürstenried West
CS: Herr Dr. Sopp, als drittes Thema würde ich gerne über die Baumaßnahmen am Bunker sprechen. Sie sagten, daß der südliche Platz wegfällt. Was ist denn dort genau geplant?
PS: Wie gesagt, die BSA befindet sich in städtischem Eigentum, es obliegt also der Verwaltung, die Planung dort genauer durchzuführen. Ich kann aber soviel sagen, daß auf dem Platz sowohl die Container der Bauunternehmer wie auch zusätzliche die Schulcontainer für die Dauer der Renovierungsarbeiten aufgestellt werden.
Kurzer Einschub: Am Gymnasium Moosach steht eine zum Bunker baugleiche Anlage. Die dortigen Baumaßnahmen sind schon weit fortgeschritten. Hier sehen Sie, was dort mit Bau- und temporären Schulcontainern gemeint ist.
Baumaßnahmen am Gymnasium Moosach – (c) 2016 Google Maps
CS: Betrifft das nur den Bunker oder sind auch Maßnahmen für Grund- und Mittelschule geplant?
PS: Nach meinen Informationen handelt es sich um Maßnahmen nur für das Schulzentrum Fürstenried West (Anm. CS: Gymnasium und Realschule).
CS: Wissen Sie, wie lange die Maßnahmen dauern werden?
PS: Im Gespräch waren 5 Jahre ab Sommer 2017.
CS: Was wird nach Abschluß der Bauarbeiten mit dem Platz geschehen?
PS: Das ist noch nicht festgelegt. Sicherlich kommt es auch auf die finanzielle Situation der Stadt an, im Bebauungsplan ist auf alle Fälle eine Sportstätte vorgesehen.
CS: Hätten Sie einen Wunsch zur Gestaltung des Platzes nach Abschluß der Maßnahmen?
PS: Definitiv. Wir würden gerne auch abends mehr für die Jugend tun können. Sofern alle Voraussetzungen gegeben sind, würde uns auf dem Platz eine Flutlichtanlage sehr helfen.
Thema: Soziale Situation im TSV
CS: Ein Thema hätte ich noch, das mir nicht so leicht fällt anzusprechen. Mit eine große Sorgen von Menschen hier im Viertel war die Verschlechterung der sozialen Situation. Gerne würde ich deswegen auch die Situation und Ihre Erfahrungen beim TSV kurz anschneiden. Haben Sie Mitglieder mit Migrationshintergrund?
PS: Ja sicher, wir sind sogar eine sehr bunte Mischung aus aller Herren Länder und unterschiedlichen sozialen Schichten. Aber bevor Sie mir die nächste Frage stellen, es läuft in der Regel friedlich.
CS: Werden denn schwächer gestellte Familien und Mitglieder bei Ihnen unterstützt?
PS: Selbstverständlich. Zum einen existiert die umfangreiche Bildungs- und Teilhabe-Förderung der Bundesregierung, die unter anderem für Mitgliedsbeiträge aufkommt. Zum anderen gibt es die Münchener Sportjugend, über welche ebenfalls eine Förderung möglich ist.
CS: Und wie schaut es denn mit „der Sprachbarriere“ aus?
PS: Auch da sind wir gut aufgestellt. Entweder spricht der jeweilige Betreuer gleich selbst die andere Sprache, oder Kinder, die schon länger dabei sind, übersetzen.
CS: Sind schon einmal Streitigkeiten vorgekommen?
PS: Herr Söllner, ich bitte Sie. Wir waren alle einmal jung und sind nicht zimperlich miteinander umgegangen. Das ist auch bei uns im Verein bei den Jugendlichen nicht anders. Unsere Trainer achten aber sehr darauf, daß der sportliche Geist gewahrt bleibt. Größeres passiert glücklicherweise eher selten. Eher gibt es immer wieder unterschiedliche Ansichten, die manchmal schon aufeinandertreffen. Das versuchen wir einvernehmlich und in längeren Gesprächen zu lösen. Das tut manchmal schon weh, da bin ich allen dankbar, die auch mal eine Lösung akzeptieren, die ihnen durchaus wehtut. Manchmal sind die Lösungen leider nicht einvernehmlich.
CS: Sie sagten „Größeres“…
PS: Dabei handelte es sich um eine mutwillige Sachbeschädigung, aber das ist soweit geklärt und bereinigt.
CS: Was wäre denn eine Ultima Ratio, wenn auch gutes Zureden nicht hilft?
PS: Wenn gar nichts mehr hilft, würden wir das Mitglied aus dem Verein ausschließen. Leider fand auch einmal eine juristische Auseinandersetzung statt, über die ich mich sehr geärgert habe. Aber ich kann Sie beruhigen, dies ist glücklicherweise selten. In meiner bisherigen Zeit fand das selten statt.
CS: Würde ich fragen, ob Ihnen etwas auffällt…
PS: Ach, es sind nur Kleinigkeiten. Beispielsweise sind bei den kleinen Toren am Kunstrasenplatz öfters die Netze kaputt, wenn Jugendliche dort daran herumturnen. Auch kommt es manchmal vor, daß die Sicherheitsgewichte der Tore auf Wanderschaft gehen. Ich würde mir wünschen, daß auch die Betreuer von Nicht-TSV-Gruppen da mehr darauf achten, daß die Gerätschaften und Einrichtungen auf der Anlagen intakt bleiben – es nützt uns ja allen.
CS: Ihr Fazit dazu im Großen und Ganzen wäre…
PS: Daß wir mit unserer bunten Mischung ein ganz normaler Verein sind, und sich auch aus den vielen unterschiedlichen Hintergründen unserer Mitglieder keine Besonderheiten ergeben. Es läuft erstaunlich gut.
CS: Herr Dr. Sopp, haben Sie herzlichen Dank für Ihre Zeit und unser Gespräch.
PS: Bitte, sehr gerne.