Liebe Nachbarn,
wie angekündigt waren wir für Sie vor Ort in Daglfing / Johanniskirchen, um Pro-Fürstenried und die hier angedachte Verdichtung auch einem größeren Publikum dort bekanntzumachen. Gleichzeitig und viel wichtiger aber war, Solidarität mit unseren entfernteren Nachbarn zu zeigen und den spärlich anwesenden VertreterInnen von städtischer Verwaltung und Politik unmißverständlich zu kommunizieren: Es reicht! Ein Großteil der interessierten Bevölkerung ist mit der Situation und der geplanten Zukunft nicht einverstanden!
Und meine Damen und Herren, was für ein Erfolg! Wir haben für Sie ein paar Eindrücke gesammelt:
Ich kann eine interessante Begegnung mit einer Person aus dem Planungsreferat beisteuern. Diese kam zu uns an den Stand und erkundigte sich nach diesem und jenem – Sie können sich vorstellen, eine interessante Diskussion mit viel Meinungsaustausch (diametral zueinander versteht sich) entstand. Im Verlaufe dessen ergaben sich zwei Dinge, die ich gerne aus dem Gedächtnis zitieren möchte:
Zum einen offenbarte sich ein im Planungsreferat offenbar vorherrschendes eklatantes Mißverständnis von Demokratie und der Rolle des Souveräns bzw. der Verwaltung hierin. Ich fragte die Person, ob es denn sinnvoll sei, auf Biegen und Brechen billigen Wohnraum zu schaffen – etwa im Sinne von Angebot schafft Bedarf und auch, wo denn die Grenze ist. Schließlich, so ich, ist es ein grünes Regierungsargument, die Straßen zurückzubauen, denn je mehr und bessere Straßen, desto mehr Autoverkehr. Das leuchtete der Person ein, sie konnte es natürlich in Bezug auf billigen Wohnraum nicht entkräften und meinte stattdessen, es sei Aufgabe der Politik, diese Strategie (sic!) festzulegen.
Das ist es ja gerade. Natürlich muß ein Politiker irgendwann eine Entscheidung treffen. Wenn diese aber schon auf falschen Voraussetzungen beruht, z.B. weil die Verwaltung bestimmte Informationen, hier fehlende Skalierbarkeit des einzuschlagenden Weges wegen endlichem Baugrund auf Gemeindegebiet, zurückhält, kann es nur schiefgehen.
Dann, von mir darauf angesprochen, daß der Volksvertreterkurs offenbar mit dem Wunsch von einer Reihe von Menschen nicht übereinstimmt, das Volk also nicht mehr vertreten wird, und die Person sich zum Beleg dafür hier auf der Veranstaltung umschauen möge, antwortete besagte Person, das seien ja nur 1%.
Ich laß‘ beides mal so stehen.
Herr Grünberger bringt unsere Eindrücke gewohnt pfiffig auf den Punkt:
Die beschwerliche Anfahrt (knapp 2 Stunden) zur Neuen Theaterfabrik in Johanneskirchen Donnerstag Abend hat sich letztendlich gelohnt, ein hochinteressanter Abend nicht zuletzt wegen der beeindruckenden Vorträge.
Ein besonderer Gruß und Dank an die Organisation vom Bündnis Nordost, wir wissen die Einladung sehr zu schätzen. Der Widerstand in dieser Region ist deutlich massiver als bei uns, daher auch die Absage der Teilnahme von OB Reiter wegen „Unausgewogenheit“, da gäbe es zu viel Kritik.
Die Ersatzspielerin, Stadtbaurätin Merk, war nur als Gast anwesend, ihr Redebeitrag anscheinend nicht erwünscht, den Kugelfang durfte stattdessen dann Stadtrat-Fraktionsvorsitzende Reissl (SPD) auf dem Podium spielen. Außer den bereits bekannten harten Fakten von Herrn Hierneis gab es den Vortrag vom Sprecher der BI Nordost, Herrn Bichler, mit den in allen Stadtteilen bekannten Hinweisen auf das unkontrollierte Wachstum einschließlich der inzwischen hoch umstrittenen Nachverdichtung.
Überraschend war für mich der Vortrag von Herrn Brannekämper (CSU, BA und MdL) in dieser Deutlichkeit. Natürlich sind hier parteipolitische Strategien mit im Spiel, aber eine derart schonungslose und somit wohltuende Abrechnung mit dem Planungsreferat habe ich in dieser Form von politischer Seite noch nicht gehört. Die fachlich unqualifizierte und ignorante Steuerung von Großprojekten in Zusammenhang mit der völlig unzureichenden Bürgerbeteiligung wurde von ihm deutlich angesprochen.
Insgesamt hat sich die Teilnahme an dem vom BR-Moderator Tilmann Schöberl (gut, den muss man sich leisten können) professionell geleiteten Abend wirklich gelohnt!