Liebe Nachbarn,
seit ein paar Wochen hat die BVK auf unseren Wunsch hin den Baumbestandsplan und die (Zustands-)Bewertungsliste auf ihrer Webseite veröffentlicht unter http://portal.versorgungskammer.de/portal/page/portal/fuerstenried/downloads. In unserem Bericht zum ersten Bürgerworkshop hatte Herr Söllner unter „2.7 Ökologie“ ja bereits angekündigt, daß ich unseren Baumbestand anders, d.h. an vielen Stellen besser, bewerte.
Sieht das nach Bäumen aus, die nur „bedingt erhaltenswert“, also auf der Übersichtskarte (Baumbestandsplan Nord) rot eingefärbt sind?
Oder diese Baumgruppen auf der Übersichtskarte (Baumbestandsplan Nord) gelb eingefärbt, sind diese nicht mit „sehr erhaltenswert = grün“ einzuordnen?
Baumgalerie: Die schönsten Bäume unserer Siedlung
Helfen Sie mit! Haben Sie auch einen schönen Baum „vor der Tür“, der Ihnen wichtig ist und um dessen Erhalt Sie sich sorgen, so schicken Sie doch ein Foto oder eine Beschreibung, und wir klären, ob er korrekt „grün“ im Bestandsplan erfasst ist und veröffentlichen Ihr Foto in hier in unserer „Baum-Galerie“.
Der Kontakt mit der BVK – was bisher geschah…
In den vergangenen Wochen entspann sich also ein Dialog per eMail mit Beteiligten der BVK, der Stadt München und externen Dienstleistern, über den ich hier gerne zusammenfassend berichte.
Grundsätzlich: eine positive Reaktion der BVK…
Die BVK ging freundlich auf meine Kritik (s.u.) ein und nach dem email-Briefwechsel der letzten Wochen gibt es einen erfreulichen Zwischenstand: Aufgrund meiner Anregungen fand eine Besprechung mit dem Baum-Gutachter und dem Planungsreferat der Stadt statt und nun wird eine teilweise Überprüfung des Baumbestandsplanes und der Bewertungsliste auf Basis des aktuellen Zustands 2016 veranlasst.
Wieviele Baumarten und Einzelbäume überprüft werden, dazu hält sich die BVK bedeckt – zugesichert wurde nur eine Überprüfung von Birke und Pappel. Neue Daten zu unseren Pappeln sind sehr wünschenswert und entsprechen meiner Kritik, dagegen ist der Zustand unserer Birken leider größtenteils auch 2016 nicht gut und deren Neubewertung halte ich für wenig wichtig.
…mit vielen ungeklärten Fragen:
Völlig offen ist, ob auf meine wiederholten konkreten Vorschläge z.B. Baumgruppen in der Forst-Kasten-Allee und am Westrand des Gebietes, mit Linden, Kirschen, Hainbuchen u.a. neuzubewerten, eingegangen werden wird.
Der neue Begutachtungstermin wird mit „spätestens Ende August (2016)“ angegeben – das sollte aber meiner Meinung nach spätestens in der nächsten Woche stattfinden, wenn unsere Bäume noch gut im Saft stehen. Denn durch viele neue Daten zu allen Baumarten könnte der Baumbestandsplan deutlich „grüner“ werden, d.h. etliche Stellen von „rot=bedingt erhaltenswert“ auf gelb oder grün hochgestuft werden – wodurch ein realistisches Bild unserer Grünbereiche entstehen würde. Ich bin nun gespannt, ob die neuen Daten diesem Anspruch gerechter werden als jene nach dem heißen Sommer 2015.
Die Veröffentlichung der neuen Daten in Baumbestandsplan und Bewertungsliste 2016 findet „anschließend“ statt , wie mir mitgeteilt wurde – ich würde dieses „anschließend“ gerne als Ende September auslegen, tatsächlich wurde mir aber kein konkretes Terminziel mitgeteilt.
Leider wurde mir bisher auch keine Teilnahme an einem Ortstermin mit Grünplaner oder Gutachter ermöglicht. Es bleibt mir zu wünschen, dass auch im laufenden Planungswettbewerb auf Basis der aktualisierten Pläne gearbeitet wird.
Auszug aus einer Mail an die BVK vom 05.06.2016:
„Ich hoffe im übrigen sehr, dass möglichst viele Korrekturen der Baumbewertung weit vor dem Oktober 2016 veröffentlicht werden. Uns allen ist – glaube ich – sehr daran gelegen, auf der Basis von stichhaltigen, korrekten Daten zu arbeiten. Die „rot“- Markierung suggeriert bei einem gutgläubigen Betrachter zumeist: eine Fällung ist kein Verlust. Ich finde aber, wenn Bäume zugunsten von Gebäuden gefällt werden, sollten sich zumindest alle Beteiligten klar darüber sein, welche Opfer im bestehenden Grünbereich gebracht werden.“
Meine Kritik an den Plänen/Liste vom Herbst 2015:
Meine entscheidende Kritik an der grundsätzlich sehr guten Erhebung (lesen Sie unten mehr dazu): Die Vitalitätsbewertung fand offenbar nur 1x am Ende des außergewöhnlich trockenen Sommers 2015 statt und und reicht für eine fundierte, objektive Bewertung des Baumbestandes nicht aus . („Erhebungszeitraum 18.08. – 19.08.2015“ ist auf den Baumbestandsplänen angegeben, die „Vitalitätsbewertung 18./19.08.2015 und 22.10.2015“ ist auf der Bewertungsliste angegeben).
Darum ergab sich im BVK-Gutachten ein besonders negatives Bild für die Vitalität sehr vieler Bäume in unserer Siedlung, welches aktuell für die Grünplanung im Bauvorhaben zugrundegelegt wird!
Aktueller Zustand der Grünstruktur:
Der aktuelle Zustand sehr vieler Bäume ist jetzt deutlich besser als in der BVK-Bewertung vom Herbst 2015 – wie teilweise in meiner Fotodokumentation erkennbar. Weitere Fotos (gesunder Bäume!) zu dort „rot = bedingt erhaltenswert“ und „gelb“ markierten Baumgruppen, habe ich gemacht und an die BVK verschickt; dies betraf speziell Linden, Kirschbäume in der Forst-Kasten-Allee und Pappeln am westlichen Rand unseres Gebietes. Beispielsweise wären Pappeln statt mit „rot“ jetzt mit „grün“ zu bewerten, „gelbe“ Kirschbäume und Linden mit „grün“. Der generelle Zustand der Birken, wie z.B. viele in der Appenzeller Str., ist leider tatsächlich – wie im BVK-Gutachten mit „gelb – rot“ zu bewerten. Birken sind allerdings die kurzlebigsten Bäume und hier ökologisch von geringerem Wert.
Und zusammenfassend mein Fazit:
- Für eine objektive Bewertung des Baumbestandes ist mindestens eine weitere Datenerhebung in einem normalen-feuchten Frühjahr/Sommer notwendig!
- Die sehr genaue, ausführliche Bestandserhebung durch ein Fach-Gutachterbüro ist hinsichtlich der Baumartenbestimmung perfekt (genauer als meine Fotodokumentation) und grundsätzlich sehr zu loben, auch wenn die Baumnummerierungen für manche Gebiete an verschiedenen Stellen der Bewertungsliste stehen, was das Lesen der Zustandsbewertungen teilweise sehr erschwert.
- Die Kommunikation mit der BVK bis heute war recht positiv. Die BVK zeigte großes Interesse an meiner Fotodokumentation. Es wurde mir immer zügig geantwortet und letztendlich wurde die Fotodokumentation als „Anregung“ für eine teilweise neue Baum- Zustandsbewertung 2016 genommen. Darüberhinaus hätte ich mir gewünscht, dass neben der sehr positiven Pappel-Neubewertung noch stichprobenartig weitere vorgeschlagene Baumgruppen z.B. mit Linden und Kirschen neu untersucht würden. Einen gemeinsamen Ortstermin mit BVK und/oder Gutachter habe ich mehrfach vergeblich erbeten.
- Leider sind keine größeren Commitments seitens der BVK eingegangen, wie umfangreich und wann genau Baumbestandsplan und Bewertungsliste 2016 veröffentlicht werden wird oder ob Korrekturen daraus auch noch ausreichend in den Wettbewerben berücksichtigt werden.
Sobald wir Neues zu berichten haben, lesen Sie es wie gewohnt hier auf der Webseite.
Vielen Dank für Ihren Einsatz! Es würde mich nicht wundern, wenn besagte Herrschaften im Herbst vor einer Lärche stehen und feststellen: Der Nadelbaum ist nicht erhaltenswert 🙂 Es wäre schade wenn aus Fürstenried eine einzige Betonwüste wird.
Lieber Sebastian, vielen Dank für den lustigen Kommentar!
Das überzeichnete Beispiel enthält ein Quäntchen Wahrheit:
den schlechten Zeitpunkt der Betrachtung.
Ich möchte hier noch einmal betonen, dass es sich im BVK-Gutachten 2015 um eine gute, umfangreiche Untersuchung von Fachleuten handelt! Allerdings fehlte eine Begründung, warum die Daten zu so einem späten, unguten Zeitpunkt genommen wurden oder eine Erklärung, dass es sich um Daten am Ende eines sehr heißen, trockenen Sommers handelt. Das Ergebnis zeigte jedenfalls die robustesten „grünen“ Bäume unserer Siedlung: viele Linden und einige andere Baum-Individuen.
Widersprochen haben wir Bürger der daraus abgeleiteten „rot“-Markierung sehr vieler Bäume und die BVK hat zugesagt, 2016 viele Bäume neu zu prüfen! (auch wenn nicht erklärt wurde, warum das nicht noch Ende Juli/Anfang August klappt) und so ist in diesem feuchten Sommer eine bessere Bewertung für viele Bäume zu erwarten-
Vielen Dank für das 2. geplante Gutachten!
Was ist denn eigentlich die praktische Konsequenz dieser „Einmessung“ nach „Vitalität“ und „Erhaltungswürdigkeit“? Nach § 5 der Münchner Baumschutzverordnung (link: http://www.muenchen.info/dir/recht/901/901_20130118.htm) kann doch wohl das Entfernen geschützter Gehölze auch bei einem Stammumfang von mehr als 80 cm in jedem Fall genehmigt werden, wenn z.B. auf eine Baugenehmigung ein Anspruch besteht und das Bauvorhaben ohne das Fällen der Bäume nicht durchführbar ist. Und die Nachverdichtung ist natürlich – im Gegensatz zu allenfalls „bedingt erhaltenswerten“ Bäumen – ganz immens „im öffentlichen Interesse“… Im übrigen stimme ich Ihnen zu, dass die Begutachtung im besonders trockenen Sommer 2015 kein objektives Bild ergibt und wiederholt werden muss, wenn sich BVK und Stadt nicht dem Verdacht der Befangenheit aussetzen wollen.
Nun, wir als BI können so schon im Vorfeld darauf hinweisen, daß bestimmte Entscheidungen und Vorlagen, z.B. für den Stadtrat, auf sachlich falschen und unvollständigen Tatsachen basierten. Im weiteren Verlauf des Verfahrens wird das ein wichtiger Punkt werden.
Und der zweite Punkt der Mühen von Frau Dr. Krupski-Brennstuhl ist natürlich öffentlich bekanntzumachen, wie sich die Bauherrin sachlicher Kritik gegenüber verhält; ob z.B. objektiv zu schlechte Bewertungen korrigiert werden. Auch das wird im weiteren Verlauf eine Rolle spielen.
Zu beachten ist weiterhin, daß natürlich zum Thema Grünbestand auch andere Parteien, meiner Information nach unser Bund Naturschutz, Gutachten abgeben werden, aufgrund derer die weitere Machbarkeit bewertet werden wird. In Forstenried beispielsweise mußten bestimmte Bäume an der Straße aufwendig eingekleidet werden, damit sie nicht beschädigt werden während der Bauarbeiten. Und in Planegg Richtung Krailling/Stockdorf befindet sich ein sehr großes Areal im Umbau, auf welchem mitten drin in der riesigen Fläche vereinzelt Bäume stehen, die nicht gefällt werden dürfen.
Also so ganz sinnlos ist usere Arbeit hier nicht 😀
Lieber Herr Söllner, danke für Ihre Antwort. Ich wollte auf keinen Fall behaupten, der Einsatz für die Grünflächen wäre sinnlos – ganz im Gegenteil. Mir liegt die Natur hier im Viertel sehr am Herzen. Deshalb freut mich alles, was zu ihrem Schutz beiträgt. 🙂
Vielen Dank für Ihre sehr berechtigten Kommentare! Wir würden uns ja auch weit mehr echten Schutz für ältere Bäume wünschen, aber Natur (in diesem Falle aus zweiter Hand) ist für viele Menschen immer noch vermeintlich leicht ersetzbar; im übrigen hat Herr Soellner beste Argumente angeführt , warum unsere Arbeit etwas bewirken wird -dem kann ich mich nur anschließen -den letzte Satz von Herrn Soellner sehe ich nur als Verstärkung der Argumente.
Das von Ihnen zitierte „öffentliche Interesse“ wird -wie ich befürchte- auch zur Fällung von „sehr erhaltenswerten“ Bäumen führen, aber sie ist der Allgemeinheit nicht so leicht zu vermitteln wie bei „rot“ markierten Bäumen.
Korrekte Daten sind dafür auf jeden Fall wichtig, da sind wir uns einig und ich entnehme auch schon Ihrem ersten Kommentar, dass Sie den Sinn unserer Arbeit zum Thema Ökologie anerkennen!
Also „nix für ungut“ und vielleicht können Sie mir ja einen Baum nennen, der Ihnen ganz besonders wichtig ist? Das wäre ein schöner Beitrag für die geplante „Baum-Galerie“.
Liebe/r E.B., das weiß ich doch… ausnahmsweise erlaubte ich mir einmal, Ihren Kommentar (absichtlich) etwas anders zu deuten 🙂 Hoffe, Sie tragen mir das nicht nach. Viele Grüße, Christoph Söllner